19.02.2008

Fidel Castro dankt endgültig ab

Nach fast 50 Jahren an der Staatsspitze hat der kubanische Präsident Fidel Castro seinen Rücktritt angekündigt. Der 81-Jährige werde das Präsidentenamt sowie die Armeeführung aufgeben, berichtete die Online-Ausgabe der kommunistischen Parteizeitung "Granma" am Dienstag.
"Weder strebe ich noch nehme ich die Bürde des Präsidenten des Staatsrates und des Oberkommandierenden an", wurde Castro in dem Bericht zitiert.

Castro galt als der am längsten dienende Staatschef der Welt, daran konnten auch die vom kubanischen Geheimdienst behaupteten über 600 Attentatspläne auf Castro nichts ändern.
Die Verschwörungen gegen Castro begannen gleich nach dessen Machtübernahme am 1. Jänner 1959, und meistens steckten Exilkubaner oder der US-Geheimdienst CIA dahinter. Einige machten Furore, wie die Versuche, den bärtigen Revoluzzer mit Hilfe explosiver Zigarren, giftiger Pillen oder eines vergifteten Taucheranzugs ins Jenseits zu befördern.
Einen Strich durch die Rechnung machte ihm schließlich seine Gesundheit: Über diese wurde jahrelang gerätselt. Am 23. Juni 2001 verlor er bei einer Rede in der prallen Sonne kurz das Bewusstsein. Am 20. Oktober 2004 brach er sich die Kniescheibe und den Arm, als er bei einer Rede stürzte. Danach kamen Gerüchte auf, er sei an Parkinson erkrankt. Nach einer Notoperation übergab er 2006 die Regierungsgeschäfte zum ersten Mal in 47 Jahren seinem Bruder Raul. Die Art der Erkrankung wurde zum Staatsgeheimnis erklärt. Als am wahrscheinlichsten gilt ein unheilbarer Darmkrebs.

Geboren wurde der "Maximo Lider" am 13. August 1926 in Biran im Osten Kubas. Der groß gewachsene Sohn eines aus Spanien eingewanderten Landbesitzers war ein ehrgeiziger und intelligenter Schüler und ein hervorragender Sportler. Bei seinen Lehrern an der Jesuitenschule galt er allerdings auch als jähzornig und stur.
Er studierte Jus und engagierte sich schon bald gegen den damaligen Diktator Fulgencio Batista. 26 Jahre war er alt, als er als junger Anwalt gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Raul im Juli 1953 den Sturm auf die Moncada-Kaserne anführte. Der Anschlag schlug fehl. Die Rebellen schafften zwar den Rückzug, nach und nach nahmen Batistas Soldaten jedoch etwa 70 der rund hundert Rebellen gefangen. Viele wurden gefoltert und getötet.
Triumphaler Einzug in HavannaFür die Batista-Diktatur war das der Anfang vom Ende: Die brutale Reaktion auf den Angriff brachte die Bevölkerung auf die Seite Castros. Der junge Jurist wurde verurteilt, nach einer Amnestie 1955 jedoch wieder freigelassen. Im mexikanischen Exil bereitete er mit dem argentinischen Arzt Ernesto "Che" Guevara den Guerillakrieg gegen den Diktator vor. Im Dezember 1956 kehrte Castro nach Kuba zurück und begann mit der Bevölkerung im Rücken einen Untergrundkampf, der am 1. Jänner 1959 mit seinem triumphalen Einzug in Havanna endete.

Einmal an der Macht, verwirklichte der Revolutionär nach und nach seine politischen Vorstellungen: Wohnraum, Bildung und kostenlose Gesundheitsfürsorge für die gesamte Bevölkerung.
Großgrundbesitzer und ausländische Firmen wurden enteignet, Tausende von "Konterrevolutionären" aus dem Land gejagt. Sie fanden vor allem im US-Bundesstaat Florida Zuflucht und gehörten von da an zu Castros erbittertsten Gegnern. Um seine Macht zu sichern, herrschte Castro auf der Karibikinsel mit eiserner Faust, ohne Rücksichtnahme auf Menschenrechte. Hunderttausende Dissidenten wurden drangsaliert, aus dem Land getrieben oder eingesperrt.
Nur sein Bruder blieb ihm treuViele von Castros Kampfgefährten und Verwandten verließen ihn im Laufe der Jahre. Seine Tochter Alina floh 1993 nach Miami und beschimpfte ihn als "selbstgerechten Tyrannen". Seine Schwester Juanita forderte seinen Rücktritt.
Sein Bruder Raul hingegen blieb ihm treu. Der Verteidigungsminister und Vizevorsitzende des Staatsrats, der nun schon übergangsweise das Land führt, löst ihn nun endgültig an der Spitze des Staates ab.

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